Die Höhe der Einkommen, die Selbständige erwirtschaften, unterliegt vielen Mythen. Aus Befragungen geht hervor, dass ein großer Teil der Selbständigen wesentlich mehr verdient als der durchschnittliche Angestellte. Ein kleiner Teil hat jedoch so wenige Einnahmen, dass er auf Aufstockungsleistungen zum Hartz-IV-Niveau angewiesen ist. Die Chance, ein sehr hohes Einkommen zu erzielen, ist für Selbständige wesentlich größer als für Festangestellte, das trifft vor allem auf die Gruppe der Selbständigen mit Beschäftigten zu. Solo-Selbständige gehören überproportional zur Gruppe der Geringverdiener unter den Unternehmern.
Niemand sollte vergessen, dass bei Freiberuflern und Gewerbetreibenden die Einnahmen nicht mit dem Einkommen, das in der Tasche landet, gleichzusetzen sind. Selbständige müssen ihre betrieblichen Ausgaben allein aufbringen und Investitionen selber finanzieren. Ihre Krankenversicherung müssen sie im Gegensatz zu Angestellten vollständig aus eigenen Mitteln abdecken. Sie zahlen zwar zum Großteil nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein, jedoch müssen sie privat für das Alter vorsorgen. Ihre Beiträge für die Altersabsicherung, sei es für Versicherungen, Kapitalanlagen oder Immobilien, bestreiten sie aus den erzielten Nettoeinkünften.
Wovon hängen die Einkommen Selbständiger ab?
Eine große Rolle für die Höhe der Einkommen von Selbständigen spielt die Dauer der Selbständigkeit. Nach Gründung des Unternehmens liegen die Einkünfte von Selbständigen am niedrigsten, oft vergehen einige Jahre, bevor der Unternehmer mit seinem Geschäft überhaupt Geld verdient. Finanzielle Rücklagen und mögliche Unterstützung von Familie und Freunden sollten daher als Voraussetzung für die Existenzgründung gelten. Je erfahrener und qualifizierter Selbständige sind, desto mehr Einkünfte realisieren sie im Durchschnitt. Fleiß, Durchhaltevermögen, Fachkenntnisse und Weiterbildung haben einen progressiven Einfluss auf die Einkommenshöhe. Auch Branchenzugehörigkeit, Wettbewerbssituation und andere Marktfaktoren haben entscheidende Bedeutung für das Unternehmereinkommen.
In Untersuchungen fehlt jedoch regelmäßig ein Vergleich, mit welchem Arbeitsaufwand Selbständige und Angestellte ihr Arbeitseinkommen erzielen. Viele Selbständige können von einem geregelten Acht-Stunden-Arbeitstag, wie ihn etliche Angestellte und Beamte haben, nur träumen. Sie erzielen ihr Einkommen oftmals in einer 60-Stunden-Woche, so dass der tatsächliche Lohn für ihre Arbeit weit niedriger liegt als bei angestellten Beschäftigten. Als Selbständiger nicht genügend Geld zum Leben zu haben und trotzdem über 50 Stunden in der Woche zu schuften, bedeutet eher Selbstausbeutung statt Selbständigkeit, zu der allerdings auch niemand gezwungen wird. Die Chancen, als Unternehmer deutlich mehr zu verdienen als im Angestelltenverhältnis, sind für Selbständige größer, aber auch die Risiken, weniger als ein Angestellter einzunehmen. Selbständigkeit bedeutet nicht automatisch, zum Großverdiener aufzusteigen. Jedoch kann ein selbständiger Geschäftsinhaber sein Einkommen durch Eigeninitiative unmittelbar beeinflussen und unter Umständen stärker steigern als in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis.